Otherland 01. Stadt Der Goldenen Schatten by Williams Tad

Otherland 01. Stadt Der Goldenen Schatten by Williams Tad

Autor:Williams, Tad [Williams, Tad]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783453530751
Amazon: 3453530756
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 1996-01-01T23:00:00+00:00


Es knisterndes Zischen ertönte und darauf ein lautes Kratzen, das dem Gott in den Ohren weh tat. Die Worte, die dem folgten, waren kaum zu verstehen.

»... Nicht... Bruder...« Wieder ein Schwall von Störgeräuschen. »Zju... Z-Zeit... zu langsam. Laaangsaaam.

Will... will...«

Wie immer empfing Osiris die Notsignale von seinem wirklichen Körper, der weit entfernt und sicher in seiner besänftigenden Flüssigkeit lag. Es war Angst, nackte Angst, die ihn durchschoß und bewirkte, daß seine Nerven flatterten und seine Glieder zuckten. Jedesmal, wenn er dieses unmenschliche Krächzen hörte, war es das gleiche.

»Ich weiß, was du willst.« Er zwang sich, seinen Willen darauf gerichtet zu halten, weswegen er gekommen war. »Ich versuche, dir zu helfen. Du mußt Geduld haben.«

»... Höre... Blut-Ton. R-rrieche Stimmen... will Licht.«

»Ich werde dir geben, was du willst. Aber du mußt mir helfen. Erinnerst du dich? Unsere Abmachung?«

Ein tiefes, feuchtes Stöhnen erklang. Einen Moment lang flimmerte der Sarkophag vor den Augen des Gottes, flogen einzelne Monaden auseinander wie bei einem Explosionsdiagramm. Darin, in einer Dunkelheit, die tiefer war als jede gewöhnliche, glühte etwas schwach vor sich hin, etwas Verkrümmtes, das sich wand wie ein Tier. Ganz plötzlich veränderte sich der Umriß wieder, und er meinte, ein einzelnes Auge aus dem wirbelnden Chaos starren zu sehen. Dann gab es ein Zittern, und der Sarkophag war wieder da, so solide und schwarz, wie eine Simulationstechnik ihn erscheinen lassen konnte.

»... Erinnere... Trick...« Wenn man bei der verschleimten, rasselnden Stimme überhaupt von einem Ausdruck sprechen konnte, dann klang der Andere jetzt beinahe unwirsch, aber darunter schien eine viel tiefere Wut zu brodeln. Bei dem Gedanken wünschte Osiris plötzlich, er könnte schlucken.

»Es war kein Trick. Ohne meine Hilfe wärst du nicht mehr am Leben. Und ohne meine Hilfe wirst du auch nie wieder frei sein. Und jetzt habe ich ein paar Fragen an dich.«

Eine erneute Kakophonie erscholl. Als der Ausbruch vorüber war, kam knirschend und kratzend die Stimme wieder. »... Vogel... aus... deinem Käfig. Hauptsache... und die flucht...« Die Laute wurden unverständlich.

»Was? Was soll das heißen?«

Der Sarkophag erschauerte. Einen Sekundenbruchteil hatte er zu viele Facetten, zu viele Winkel. Die Stimme klang abgehackt und verschluckt wie ein Gerät mit versagenden Batterien. »... Von der Andern Seite

-. kommen... Stimmen. Bald.«

In die Angst des Gottes mischte sich Ärger. »Wer kommt? Von der Andern Seite? Was soll das heißen?«

Diesmal klang die Stimme fast menschlich - so sehr ihr das überhaupt möglich war. »Die andere... Seite...

von... allem.« Sie lachte - wenigstens hielt Osiris es für ein Lachen, dieses tiefe, klitschige Knirschen, das abrupt in einen fast unhörbaren, gleichbleibenden Heulton überkippte.

»Ich habe Fragen!« schrie der Gott. »Ich muß wichtige Entscheidungen treffen. Ich kann alles noch langsamer machen, wenn du nicht kooperierst.« Er suchte fieberhaft nach einer wirksamen Drohung. »Ich kann dafür sorgen, daß du für alle Zeit so bleibst!«

Zu guter Letzt kam die Stimme wieder und sprach mit ihm. Sie beantwortete sogar mehrere seiner Fragen, aber nicht immer so, daß er etwas damit anfangen konnte. Zwischen den wenigen deutlichen Sätzen kreischte und zischte sie und bellte manchmal wie ein Hund. Einmal war sie die Stimme von jemandem, den er einmal gekannt hatte und der jetzt tot war.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.